THE MATERIAL OF MEMORY. NACHBILDER DER ERINNERUNG

Kyung-hwa Choi-ahoi, Dorothee Daphi, Ole Henrik Hagen, Carmen Dobre-Hametner,
Andrija Jovanović, Naho Kawabe, Lumi Lausas, Matthias Meyer, Luka Papić,
Clémence Roudil, Diana Carolina Sánchez, Susanne Sander, Aron Sekelj

Kuratorin: Belinda Grace Gardner

Eröffnung: Mittwoch, 2. März 2016, 19 Uhr

Artist Talk in der Ausstellung am 3. März 2016, 18 Uhr
Carmen Dobre-Hametner (Bukarest/München) im Gespräch mit Belinda Grace Gardner über Konstruktionen von Wirklichkeit und Erinnerung in ihrem Werk.

Ausstellung: 3. – 13. März 2016
Öffnungszeiten: Fr – So, 16 – 18 Uhr

Memory

Das Material der Erinnerung, aus dem sich die Wahrnehmung von Realität
speist, gewinnt zwischen konkreter und virtueller Textur, gestern und heute,
Gestalt. Die Spurensuche nach dem, was „Wirklichkeit“, „Geschichte“ oder
auch „Gegenwart“ ausmacht, findet in den Abdrucken von Mauern und
Hauswänden der jungen französischen Malerin Clémence Roudil an den
Rändern des Wahrnehmbaren statt. Die in Hamburg ansässige, zwischen
den Welten balancierende koreanische Künstlerin Kyung-hwa Choi-ahoi
hält ihre Alltagserfahrungen im Strom des Lebens zeichnerisch fest.
Matthias Meyers Umwandlung chronologischer Erzählweise in bildliche
Überlagerung verweist auf den Ursprung des Films in der Fotografie und
auf das Erinnern als Akt der Überschreibung und Verdichtung. Während
Dorothee Daphi verklungene Ereignisse auf Tonbändern buchstäblich
verstofflicht und die japanische Künstlerin Naho Kawabe die flüchtigen
Reflexe eines vergangenen Sonnenmoments in fragilen Schattenzeichnungen
aus Kohlestaub festhält, fängt Susanne Sander die Splitter gesellschaftlicher
Zeitenwende fotografisch ein. Daran knüpfen die verlassenen
Interieurs der finnisch-französischen Künstlerin Lumi Lausas an, in denen
die Reminiszenzen privater Geschichte(n) aufleuchten, auf die auch die
korrodierten Fundstücke in Ole Henrik Hagens mehrschichtiger Fotomalerei
verweisen. Das Überschreiben und Konsumieren von Historie im
Reenactment zwischen kollektivem Nachbild und individuellem Trugbild
macht die filmische Fotoserie Consuming History der rumänischen Künstlerin
Carmen Dobre-Hametner (Teilnehmerin der Venedig-Biennale 2015)
sichtbar. Die Protagonisten der Kurzfilme von Andrija Jovanović und Luka
Papić aus Belgrad sowie Diana Carolina Sánchez aus Bogotá wiederum
begeben sich auf ihrer jeweiligen Suche nach der verlorenen Zeit auf innere
(Alb-)Traumreisen. Und in den fast abstrakten Bewegtbildern von Aron
Sekelj, ebenfalls aus Belgrad, erzählt die Landschaft selbst vom Krieg, der
sich in deren Oberflächen und Schauplätzen eingeschrieben hat.

Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg.
Die Neurealisierung der Arbeit Consuming History (2015) von Carmen Dobre -Hametner
wurde ermöglicht durch das Rumänische Kulturinstitut Berlin.
Besonderer Dank an Georg Hametner, Christian Knapp, Alois Knapp und AME design.
Abb.: Carmen Dobre-Hametner, aus: Consuming History, 2015.