Emine Şahinaz Akalın & Claudia Behling

"Interrobang"

30. Juni – 14. Juli 2010
Eröffnung: Mittwoch, 30. Juni 2010, 20 Uhr
Finissage: Mittwoch, 14. Juli 2010, 20 Uhr

Wie generieren Schriftbild und Textkörper Ästhetik? Wo bleibt der bedeutungsvolle Inhalt wenn ein Text nicht mehr lesbar ist? Inwiefern bedeutet die Unkenntlichmachung von Textinhalten auch eine politische Positionierung? Die beiden Hamburger Künstlerinnen Emine Şahinaz Akalın und Claudia Behling, beide Residentinnen des Künstlerhauses FRISE, beschäftigen sich in ihrer Ausstellung mit Text und Schrift.

Emine Şahinaz Akalın verwandelt in ihren „Transkopien“ Textstellen berühmter und kulturell aufgeladener Werke in Bilder, indem sie den Text in Linien übersetzt. Die Inhalte von Ovids Metamorphosen oder Hegels Ästhetikvorlesung werden aufgelöst und gleichzeitig durch den verbleibenden Titel verankert. Die gezeichnete Linie, dieses jahrhundertelang diskutierte ästhetische Element, siegt über Meilensteine der Literatur- und Philosophiegeschichte. Sie gibt ihnen eine neue Dimension, in der Information und damit Sinn gänzlich fehlt oder eben völlig neue Deutungen ermöglicht. Das Politische offenbart sich im subversiven Akt der Auflösung textueller Güter unserer sogenannten Hochkultur und somit der Frage nach den etablierten Wahrnehmungskonventionen und der Wissensvermittlung. Die verbindliche Verlässlichkeit von Schrift als Nachricht und Information wird in Frage gestellt.

Ausgehend vom Text, der zunächst als Gewebe definiert werden kann, zeigt Claudia Behling eine Installation, die sich inhaltlich auf den Ort und auf die dort arbeitenden Menschen bezieht. Aus der benachbarten Polsterei destilliert sie kleinste Einheiten wie Gewebe, Linien und Fasern und formt sie um in „lesbare“ Objekte.
Darüber hinaus betreibt sie eine Auseinandersetzung mit der kleinsten Einheit von Text, dem Zeichen. Insbesondere beschäftigt sie sich mit Satzzeichen, die sie aus dem Text herauslöst, sie hervorhebt und zu neuen Strukturen zusammenfügt. Als Medium wählt sie die Kaltnadelradierung, wodurch diese Zeichen in einem komplexen Verfahren eine Nobilitierung erfahren. Dadurch werden die eigentlich inhaltlosen Elemente des Textes ihrer Funktion enthoben und erhalten eine eigene Bedeutung.