Valentina Roselli, Caterina Rossato, Serena Vestrucci
Un’idea brillante
IN MEMORIAM ALIGHIERO E BOETTI UND KP BREHMER

Eröffnung: 20. August 2014 20 Uhr
Do 21. August 19 Uhr, Open Talk mit Vittorio Urbani (Nuova icona/ Venedig)
21. August bis 9. September Studiobesuche, DUPLEX open curators office FRISE AIR (nach Vereinbarung)

Ausstellungsdauer: 21 August – 7 September
Öffnungszeiten: Do – So 16-18 pm
Kontakt: binemohr@aol.com | +4940/45 55 14

Zwanzig Jahre nach dem Tod Alighiero e Boettis feiert eine Ausstellung im Künstlerhaus FRISE Hamburg das Erbe dieses Künstlers mit den Werken drei junger italienischer Künstlerinnen: Valentina Roselli, Caterina Rossato and Serena Vestrucci.

Den Gegenpart übernimmt ein deutscher Zeitgenosse Alighiero e Boettis, KP Brehmer, der ebenfalls sein Lebenswerk einer rigorosen Analyse kultureller Codes gewidmet hat: KP Brehmer, als Vertreter des Kapitalistischen Realismus, war lange Jahre Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.

Ein Sommer Manifest für eine anti-kreative Kunst.
Was passiert mit einer genialen Idee, wenn sie unendlich oft wiederholt wird?
Verstärkt sie ihre Kraft oder verwässert sie, bis sie sich erschöpft hat?
Dies scheint das Paradox zu sein, dass un´idea brilliante* in sich birgt. Un´idea brilliante ist eine der Wandteppicharbeiten (arazzi), die Alighiero e Boetti im Jahr seines Todes 1994 gestaltet hat.

Der Schriftzug, deutlich sichtbar in den Farbfeldern der Stickerei wird zum Widerspruch durch die Tatsache, das diese Arbeit eine der letzten von hunderten von Variationen ist, die Alighiero e Boetti seit Beginn der 70iger Jahre von diesem Motiv gemacht hat. Auch hier widerspricht das Medium der Botschaft. Was hat eine Geniestreich mit einer Stickerei zu tun, einer Technik, für die es vor allem der Geduld bedarf?

Im zwanzigsten Jahr seines Todes beginnen wir genau bei diesem Werk, das ebenso peripher wie komplex ist, drei Künstlerinnen beziehen sich auf das besondere Erbe Alighiero e Boettis von dem ihre eigene künstlerische Praxis abstammt.

Un’idea brillante ist der Titel der Ausstellung von Valentina Roselli, Caterina Rossato und Serena Vestrucci , die Mittwoch, den 20. August um 18 Uhr im Künstlerhaus Frise in Hamburg eröffnet wird, kuratiert von dem Duo Francesco Urbano Ragazzi in Zusammenarbeit mit Sabine Mohr (Frise) im Rahmen eines Hamburg-Venedig Austausches zwischen Nuova Icona und dem Künstlerhaus FRISE.

Der zweite Name, der für diese Ausstellung bestimmend ist, führt nach Hamburg zurück.
Es ist KP Brehmer, ein wichtiger Vertreter des Kapitalistischen Realismus, dessen Werk während der letzten Venedig Biennale wieder ins öffentliche Bewußtsein gerückt wurde und der fast 30 Jahre lang in Hamburg, der Stadt, in der die Ausstellung statt findet, an der Hochschule für bildende Künste lehrte. Was Boetti und Brehmer im Hinblick auf ihre künstlerische Produktion vereint, ist ihre rigorose Auseinandersetzung mit der Bedeutung kultureller Codes.

oooo960

Statt ein genialer Geniestreich zu sein, generiert sich jedes Kunstwerk über einen Automatismus oder durch ein Regelwerk, das sich die Künstler selbst auferlegt haben. Das daraus entstehende Objekt entsteht nicht aus einem Akt der Willenskraft, sondern im Gegenteil durch die Zurückhaltung eines Solchen.

Dies trifft auf die Arbeit MIND MAP zu, einer 10m langen Papierarbeit auf der Caterina Rossato die Bewegungen und Verbindungen die sich während des Herstellungsprozesses dieser Arbeit ergeben schematisiert. Oder Studio Quotidiano (Daily Study), die wie ein Soundtrak für die Ausstellung wirkt: Eine Tonspur, auf der wir das Fingertappen auf einen stillgestellten Klavier hören, während das Prelude op.12 n.104 in C-moll von Felix Mendelssohn gespielt wird.

Ein vollkommener Unterschied zwischen den beiden Generationen offenbart sich im Umgang mit politischen Symbolen und Zeichen. Während KP Brehmer Elemente neutraler Bedeutung in präzise Darstellungen der sozialen Situation seiner Zeit übersetzt, in dem er z.B. die Farbproportionen der deutschen Nationalfahne ins Verhältnis zu der Vermögensverteilung in den deutschen Bevölkerungsschichten setzt, nimmt Serena Vestrucci dagegen Formen aus dem politischen Kontext und führt sie zurück in einen rein ästhetischen Zusammenhang.

In Strappo alla Regola (Ausnahme von der Regel) werden die Sterne aus eine europäischen Fahne herausgeschnitten und zu einer Himmelskonstellation am blauen Firmament neu zusammen gesetzt.

Wenn Boetti mit der rechten und der linken Hand arbeitete, um seine Subjektivität zu unterstreichen, tut die junge Künstlerin, dem Rhythmus des kapitalistischen Prekariats folgend, dasselbe um ihre Arbeitszeit zu verdoppeln. Zwischen dem Erbe und dem Verrat an dieser Herkunft bleibt die Suche nach dem Bemessungsspielraum einer Welt, die nicht verhindern kann, sich selbst stetig zu überkommen.

So engagiert sich Valentina Roselli für die Frage, ob es noch ein Terrain der Eroberung für den Menschen zu entdecken gibt, einen Ort, an dem die eigene Identität verloren geht. Dem geht sie in einer Serie von Mandalas nach, die den Rhythmus der Zeit der Ausstellung mit täglichen Referenzen zwischen dem Ausstellungsort und dem Geschehen im Internet herstellt.

Dort, wo Boettis Kabul war, ist jetzt ein Land ungewisser Grenzen zwischen dem Realen und dem Virtuellen, zwischen Fakt und den Halluzination.Un’idea brillante verwirklicht den Traum eines jeden Künstlers: Gegen jedes Ideal der Innovation, Teil eines unendlichen und ewigen Arbeitsprozesses zu werden.

Dank an die Leihgeber: Hajo Schiff, Sebastian Brehmer, Anna Brenken

Künstlerhaus Hamburg FRISE, Nuova Icona, Venedig Italien
Address: Arnoldstraße 26 -30, Hamburg
Eröffnung: Mi 20. August 2014, 20 Uhr
Do 21. August 19 Uhr, Open Talk mit Vittorio Urbani (Nuova icona/ Venedig)
21. August bis 9. September Studiobesuche, DUPLEX open curators office FRISE AIR

Dauer: 21. August – 7 September
Öffnungszeiten: Do – So 16-18 Uhr
Kontakt: info@frise.de | +4940/45 55 14