TYING UP SATURN

Astrid Ehlers
Anneke Kleimann

Geformte Zeit findet sich in den Arbeiten von Astrid Ehlers und Anneke Kleimann. In ästhetischen und zugleich nachdenklichen Werken fixieren die beiden Absolventinnen der Hochschule für bildende Künste Hamburg Momente von Bewegung. Die Objekte und Zeichnungen erzählen vom Nachdenken über die Welt, vom persönlichen Erstaunen der Künstlerinnen. In ihren komplexen und zugleich sinnlichen Objekten und Zeichnungen erschaffen sie Modelle der Wahrnehmung, geben immateriellen Vorstellungskonstrukten eine physisch erfahrbare Gestalt.

29 lange Jahre braucht Saturn um einmal um die Sonne zu kreisen, fortwährend präsentiert er der Erde verschiedene Blicke auf sein Ringsystem. Wir können uns diesen Prozess vorstellen, aber können wir ihn begreifen? Gravitation hält Saturn auf seiner Umlaufbahn – hat man je versucht, sie darzustellen? Die Objekte von Anneke Kleimann geben dem sich stetig verändernden Blick auf die Ringe des Saturn eine physische Form und spielen mit unserer Vorstellung der Raumzeit: 28 differente Ansichten des Saturn werden vergleichzeitigt. Für die unsichtbare Gravitation, die den Planeten auf seiner Bahn hält, kann ein Seil bildhaft stehen. Astrid Ehlers hat es in 29 Schlingen gelegt. In diesen 29 Schlingen finden sich 566 Drehungen, 4 003 Windungen und ungefähr 408 306 Linien dieses Seils. Fast ein ganzes Erdenjahr wurde benötigt um es in all seinen Details zu zeichnen. Für Saturn ein winziger Augenblick, für einen Menschen ein langer Prozess. Zeit ist relativ und doch die Konstante einer Rotationsbewegung: Saturn zieht weiter seine Kreise und das Seil schlingt sich weiter um seinen Mittelpunkt.

Wir als Rezipienten dagegen werden in der Ausstellung TYING UP SATURN mitten in der Bewegung angehalten. Goethe ließ seinen Faust auf der Suche nach dem „was die Welt im Innersten zusammenhält“ verzweifeln. Die Arbeiten von Astrid Ehlers und Anneke Kleimann dagegen erzählen von Neugier und Freude, vom Ausloten, Annähern, Erfassen, Abtasten, Befragen, Begreifen, Erfahren und Vergegenwärtigen. Sie beobachten die Welt mit einem unverstellt neugierigen Blick und teilen ihre Verwunderung darüber mit uns, laden uns ein, in einer durch und durch messbaren Welt die faszinierenden Bilder hinter diesen abstrakten Ergebnissen zu betrachten und ihre Schönheit zu entdecken.

Eröffnung am 9.Februar 2018 um 18 Uhr
Mit einer einführenden Rede von Anne Simone Krüger, Kunsthistorikerin um 19 Uhr

Ausstellung am 10. und 11. Februar 2018, 14 Uhr bis 19 Uhr

Künstlerhaus Frise
Arnoldstraße 26-30
22765 Hamburg

Saturn

Anneke Kleimann, Observing Saturn (2017) Tulpenbaumholz, Goldlack / 28-teilig, Länge jeweils 49 cm, Installationsdimensionen variabel

Saturn

Astrid Ehlers, A needle scratches the surface (2017), Kaltnadelradierungen, Bleisatzdruck, Birkenholz, Nägel, Maße variabel