Sonntag, 22.4.2018, 15 Uhr
VORTRAG VON JAN-FREDERIK RUST :
„Provocative materials for thought“
Theorie und Praxis in Nakahira Takumas Fotografie für Provoke (1968-1970)
1968 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der japanischen Fotografie. In diesem Jahr publizierte Nakahira Takuma (1938-2015), gemeinsam mit einer kleinen Gruppe junger Intellektueller und Fotografen aus dem Herzen Tokios, die erste Ausgabe der Fotozeitschrift Provoke. Ihr erklärtes Ziel war die Schaffung einer neuen Fotografie, die unabhängig von gängigen, sprachlichen Codes existieren und auf diese Weise völlig neue Gedankenkonzepte provozieren sollte. Provoke erschien letztlich in nur vier Ausgaben zwischen 1968 und 1970. Die markante Bildsprache der vorwiegend grobkörnig, verwackelt und unscharf geschossenen Schwarzweißfotografien (besser bekannt unter dem japanischen Sammelbegriff are-bure-boke) sowie das theoretische Fundament der Zeitschrift sind dessen ungeachtet heute mehr denn je Inspirationsquelle für Künstler auf der ganzen Welt.
Hauptgegenstand des Vortrags wird Nakahira Takumas fotografischer Beitrag für Provoke sein. In seinen Bildern manifestiert sich der sowohl radikalste als auch konsequenteste Versuch das Medium Fotografie an seine inhärenten Grenzen zu führen. Im Zentrum der Analyse steht das komplexe und oftmals kontraintuitive Verhältnis von Theorie und Praxis.
Zur Person:
Jan-Frederik Rust ist Kunsthistoriker mit dem Forschungsschwerpunkt Geschichte und Theorie der Fotografie. Er studierte Kunstgeschichte, Medienwissenschaft und Japanisch in Marburg, Tokio und Berlin. Seit 2013 veröffentlicht er Texte zur Fotografie Japans und verwandten Themen unter anderem auf seiner Webseite Faraway Eyes (http://faraway-eyes.blogspot.de). Aktuell arbeitet er bei Mikiko Sato Gallery in Hamburg und schreibt parallel an einer Dissertation an der Bauhaus-Universität Weimar.