Camenae

Hannah Häseker
Dorothea Heinrich
Gertje König
Teresa Pistorius

Fotografie Ausstellung
Eröffnung Freitag 16.11.2018, 19 Uhr
Öffnungszeiten Samstag 17.11. + Sonntag 18.11.2018, jeweils 15-18 Uhr

Camenae

Eine Erfahrung, die Frauen in unserer Gesellschaft machen, ist es als Objekt
betrachtet zu werden: Sei es durch Blicke, Beurteilungen oder entpersonalisiert in
der Werbung und den Medien. Eine Erfahrung, die nicht an der Oberfläche bleibt,
sondern das tägliche Erleben durchzieht, das Verhalten beeinflusst und bei manch
einer gar einen Abdruck im Wesen hinterlässt.
Wie nun betrachten Frauen sich selbst und andere Frauen? Anhand von fotografischen
Selbstportraits und Portraits von Frauen werden in der Ausstellung »Camenae«
exemplarisch mögliche Haltungen dazu gezeigen: von Frauen, die nach ihrer Identität
suchen, sich unabhängig von Stereotypen machen oder die eine Sehnsucht nach
Unbefangenheit zieht. Studien und Darstellungen von Nähe und Intimität,
Selbstbewusstsein, Verletzbarkeit, Schonungslosigkeit oder Traum und das Spiel mit
Klischees sind nur einige Zugänge sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.
(Dorothea Heinrich)

Hannah Häseker hat ein selbstverständliches Gespür für Räume und Orte. Arbeitet sie
mit Modellen, sind diese mit der Umgebung verwoben. In den souverän komponierten
Bildern ist weder der Hintergrund Dekoration noch das Modell Staffage.
Eine Facette, die junge Frauen an sich haben können, ist eine Zartheit und
Verträumtheit. – Eine Lieblichkeit, die nie süßlich ist, kommt in den Bildern
mitunter zum Ausdruck. Hannah Häsekers Modelle sind jedoch eigensinnig, entsprechen
nicht immer den gängigen Schönheitsidealen, tragen Geheimnisse mit sich und können
auch einen dämonischen Hauch atmen. In dieser Unfügsamkeit verweigern sie dem
Betrachter eine Projektionsfläche, hingegen behaupten sie sich als integre
Persönlichkeiten.
(Dorothea Heinrich)

www.hannah-haeseker.de
https://www.instagram.com/hannah_haeseker/?hl=de

Nüchtern an Titelstelle sind Dorothea Heinrichs schwarz-weiße Reisefotos durch eine
Nummer, das Datum und den Ort der Entstehung bezeichnet. Sich jedem journalistischen
Informationsbedürfnis verweigernd, wird dem Betrachter keine andere Auskunft
gegeben, als dass der Augenblick der Künstlerin archiviert wurde. Sie verzichtet auf
den objektivierenden Einsatz von fototechnischen Mitteln und vertraut vorgefundenen
Lichtverhältnissen ebenso wie der Kraft ihrer Sujets. Mag der Betrachter in
tagträumerischen Landschaften seine eigene Sehnsucht nach Harmonie verbildlicht
finden, so wirken Interieurs und Architekturen wie unbehauste Kulissen. In karger
Hotelzimmerumgebung setzt Heinrich in ihren Selbstbildnissen dem Gefühl des
Dazwischenseins in der Fremde ein fragloses, selbstbewusstes »Ich bin da« entgegen.
Kalkuliert offen, ohne sich zu offenbaren, zeigt Heinrich, dass Reisen mehr
bedeutet, als den Ort zu wechseln.
(Birgit Voß)

www.dorotheaheinrich.de
http://hyperculturalpassengers.org/close-below-the-heavens-dorothea-heinrich

Gertje Königs Arbeit »Innen Außen Zwischen – eine Figuration des Selbst« setzt sich
mit der Thematik der fotografischen Selbstinszenierung und dem Begriff des
weiblichen Narzissmus auseinander. Die Abbildung unterschiedlicher Gefühlswelten
»dem Schwanken zwischen einer naiv euphorischen, Welt- und selbstvergessenen
Verfassung und der haltlos am eigenen Selbst zweifelnden Figur«, sind wesentlicher
Inhalt der Fotografien. Die Rückkopplung durch die Anderen ist ein andauernder
Versuch das vage »innere Bild« mit der Schnittmenge der »äußeren Bilder« zu erfahren
und in Übereinstimmung zu bringen.« Dabei wird der Blick von außen durch die Kamera
symbolisiert, »die Anderen« durch die Fotografin und die Apparatur ersetzt. Diese
Suche nach Halt durch das komplexe Außen kann niemals ein konkretes Bild erzeugen zu
divers sind die Spiegelungen, zu unterschiedlich die Facetten. Diese Arbeit ist
dennoch ein Versuch, sich über die Oberfläche der Fotografie – der Kamera als
Spiegel – dem unter der Oberfläche Verborgenem anzunähern.
(Gertje König)

www.gertjekoenig.de

Die Arbeit »wildfremd« von Teresa Pistorius setzt sich fotografisch mit der Thematik
der Selbstinszenierung und der ambivalenten Beziehung von Mensch und Natur
auseinander. In einer von Technik und Schnelllebigkeit geprägten Gesellschaft begibt
sich Teresa Pistorius dafür auf der Suche nach Entschleunigung, Geborgenheit und
Harmonie in die Natur. Innerhalb des Waldes entfremdet sie sich von ihrer
eigentlichen Identität und lässt ihren Körper zur Projektionsfläche werden, auf der
die Illusion eines wilden, animalisch anmutenden menschlichen Wesens entsteht, das
in der Natur beheimatet ist und dessen innere Gefühlswelt durch die umgebende,
unberührte Flora und Fauna gespiegelt wird. Es ist der Versuch, das ursprüngliche
menschliche Dasein nachzuempfinden, ein Gegenbild zu Zivilisation und Kultur zu
erschaffen und die Natur als einen Ort des Lebens, Sterbens und Neuentstehens zu
zeigen, mit dem der Mensch in Einklang existiert – wild, fremd und darin
authentisch.
(Teresa Pistorius)

www.teresapistorius.com